· 

Rezension - American Psycho

Titel: American Psycho

Autor: Brett Easton Ellis 

Genre: Roman/ Gegenwartsliteratur

Verlag: KiWi 

Seitenanzahl: 548 Seiten

Preis: 14€

Cover:

Das deutsche Cover ist nicht gerade ein besonderer Blickfang, sondern sehr schlicht gehalten und gibt auch neben dem Titel nicht viel vorweg, was den Inhalt anbelangt. Darauf das das Grau auf Grau allerdings dennoch in meinen Augen sehr repräsentativ für den Roman ist, komme ich gleich noch. 

 

Inhalt: 

Patrick Bateman sieht gut aus, ist gut erzogen und intelligent. Tagsüber sitzt er in seinem Büro in der Wall Street und vergrößert seinen Reichtum. Seine Nächte hingegen verbringt er auf unfassbare Weise. Er ist ein Serienmörder und lebt seinen ganz eigenen amerikanischen Traum.

 

Meine Meinung:

Als Liebhaber aller Genres, aber ganz besonders der düsteren Seiten des Buchmarktes und den dunklen Seelen der Protagonisten, ist es wohl unmöglich auf kurz oder lang an American Psycho vorbeizugehen. Vermutlich so gut wie jeder hat einmal von Patrick Bateman oder aber zumindest dem Titel des Buches gehört, dennoch habe ich bis vor kurzem zu einer der wenigen gezählt, die tatsächlich noch nichts über den Inhalt abgesehen von dessen angeblicher Skandalösität wussten. 

Somit begab ich mich blind auf das Abenteuer Kultroman und war zunächst auch angenehm überrascht von Patrick Batemans Einführung. So wird sein oberflächlicher Charakter nicht nur durch seine bloßen Handlungen und Meinungen zu einer Vielfalt an Themen dargestellt, sondern auch von einem einzigartigen Schreibstil gestützt, der sich sehr stark auf kleinste Details fokussiert und die Mondänität Patricks alltäglichen Lebens zu unterstreichen vermag. Eben darin verstrickt sich der Roman allerdings leider auch schnell. 

Nach ungefähr 50 Seiten begann der Schreibstil bereits ein bisschen weniger interessant und ungewohnt und ein bisschen eher langatmig und anstrengend zu werden, nach weiteren 100 beschränkte sich meine Bewunderung für den Detailreichtum und die Kunst den Protagonisten authentisch bleiben zu lassen auf ein schlichtes "Okay Ellis, wir haben es mittlerweile auch alle verstanden". Was zunächst nach einem Geniestreich schien, empfand ich recht schnell als anmaßend und schlichtweg langweilig. Ja, nicht nur Patrick, sondern auch sein gesamter schnöseliger Umkreis sollen unsympathisch sein, dennoch oder gerade deshalb bräuchte der Roman dringend eine einsetzende Storyline um den Leser bei Stange zu halten. Diese lässt jedoch auf sich warten. Und warten. Und warten. Nach hunderten Seiten, gefüllt mit ausschweifenden Kleidungsbeschreibungen, etlichen genannten Modemarken und zahlreichen Restaurantbesuchen, sowie leblosen Diskussionen, legte ich das Buch schließlich für Wochen bei Seite. Lediglich Neugier ließ mich letztlich dann doch erneut danach greifen, denn schließlich wollte ich noch immer herausfinden, was andere Leser denn so begeistert und entrüstet. 

Ein ganz entscheidender Aspekt ist hier wohl unser Protagonist Patrick Bateman selbst. American Psycho malt seinen Protagonisten bewusst als reichen, sexistischen, weißen Mann, der sich nur um sich selbst schert, spielt mit Klischees und führt gewollt zu dem ein oder anderen Augenrollen. Selten habe ich einen Charakter zuvor so wenig ausstehen und wirklich absolut keine einzige rettende Eigenschaft finden können, nichts, das mich sagen lässt "Okay, ein wenig menschlich bist du ja letztlich doch noch". Nein. Bateman ist ein ekelhaftes Arschloch, wie es (im wahrsten Sinne des Wortes) im Buche steht. Besonders sein Verhalten gegenüber Frauen ist unangenehm und abstoßend zu lesen.

Dennoch umgibt ihn eine gewisse Ambiguität, die nach guten 250 Seiten dann auch langsam aufbricht und sich zu entfalten beginnt. Der Ausbruch aus der Alltäglichkeit, der mit Eintreten von Batemans langsamen Zerfall einhergeht, verleiht dem Buch von da an auch endlich etwas Elan und Spannung. Zunehmend verliert sich der Protagonist nun in einem Strudel aus Gewalt und Eskapaden, verliert Stück für Stück seine Zurechnungsfähigkeit und Fassung. Dieser Wandel war zwar interessant zu verfolgen ,dennoch hat mir bis zuletzt das gewisse Etwas gefehlt und der Roman konnte mich bis zu seinen letzten Seiten nicht gänzlich abholen. Zurück blieb ein fader Beigeschmack. 

 

Fazit:

American Psycho ist zweifellos ein polarisierendes Werk, das seine Leserschaft zu spalten vermag. Die einen halten es für genial, die anderen diskutieren über fragwürdige Darstellungen und zu extremen Gewaltspitzen. Mir ist es letztlich keine weiteren Worte wert, denn trotz graduell einsetzender Spannung und Extremität, verliert sich American Psycho an seinen redundanten Passagen und Pseudo-Intellektualität. Ich vergebe 2/5 Sterne, werde dem gleichnamigen Film aber dennoch eine Chance geben. Nichtsdestotrotz bin ich froh, diese Leseerfahrung gemacht zu haben und dass ich Bateman kennenlernen durfte, denn auch wenn mich der Roman nicht begeistern konnte, so hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen, etwas, das einige bessere Bücher nicht vermögen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0