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Rezension - Tote wird man nicht los

Titel: Tote wird man nicht los

Autor: Sebastian Garthoff

Genre: Krimi, Humor 

Verlag: Wreaders

Seitenananzahl: 140 Seiten

Preis: 11€

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Ich bedanke mich vielmals bei dem Autor für das Rezensionsexemplar, die Bereitstellung dieses beeinflusst meine Meinung nicht

Cover:

Das Cover an sich empfinde ich als optisch sehr ansprechend und passend zum Inhalt, wobei es zwar schlicht gestaltet wurde, jedoch zugleich Interesse weckt und sich aus den einzelnen Komponenten ein anschauliches Gesamtbild ergibt. Die Beschichtung des Buches fühlt sich dabei hochwertig und robust an. 

 

Inhalt:

Bürgermeistergattin Annabell Ballas kommt in einem Waldstück zu sich. Weder kann sie sich erinnern, wie sie hierhergekommen, noch, was ihr zugestoßen ist. Stutzig macht sie vor allem eines: Sie ist tot.

Während sie herauszufinden versucht, was es mit ihrem Ableben auf sich hat, stürzen ihre Mitstreiter die Kleinstadt ins Chaos. Die Überlebenden kämpfen nicht nur gegen die stetig wachsende Untotenwelle, sondern auch gegen die Unzulänglichkeiten ihres eigenen Lebens.

Zu ihnen gehört der Lokaljournalist Lorenz Hardmann, der seinen Aufenthalt in der Provinz noch immer für einen Betriebsunfall hält. Aber auch der Gastronom "Hacke-Peter" Belke ist der Überzeugung, dass in seinem Leben gerade nichts zusammenpasst. Und wie reagiert eigentlich der Bürgermeister auf die unerwartete Rückkehr seiner Gattin?

 

Meine Meinung:

Der Einstieg in "Tote wird man nicht los" erfolgt durch Kapitel 0, welches quasi als Prolog fungiert und bereits nicht nur neugierig macht, sondern auch durch den Schreibstil auffällt und überzeugt. 

So zieht sich ein recht parataktischer Satzbau, also kurze, präzise Sätze, anstelle langer Ausschmückungen, durch den Roman. Betrachtet man sich meine Lieblingsautoren Stephen King und Hanya Yanagihara, so bevorzuge ich gewöhnlich das Gegenteil, doch in diesem Fall ist es genau eben dieser Schreibstil, der der Lektüre einen gewissen Pepp und Geschwindigkeit verleiht. Dabei ist er zudem sehr facettenreich, einerseits derb, andererseits poetisch und zart. Wie oft hat man beispielsweise schon von "arschlochbraunen Feldern" gelesen, nur um wenige Augenblicke danach wieder nachdenklich über den Zeilen zu verharren? Die Mischung macht's, kann man dazu nur sagen. Ich finde die Kombi jedenfalls genial, denn sie bedient meine beiden, für gewöhnlich in sehr konträren Lektüren vorzufindenden, Lesevorlieben in einem einzigen Werk 

Auch die Kapitel, die jeweils aus nur wenigen Seiten bestehen, laden zum raschen Lesen ein. "Nur noch ein Kapitel", sagt man sich als Leser somit schnell, denn dafür ist auf jeden Fall immer Zeit und bevor man sich versieht, ist man nur so durch das Buch geflogen. 

Dabei lernt der Leser nach Kapitel 0, das bereits auf den Klappentext hinweist und Neugier weckt, in den folgenden nun zunächst einmal die wichtigsten Charaktere des Buches kennen, bevor sich die eigentlich eingebettete Handlung zu entfalten beginnt. Titelgebend für die einzelnen Kapitel sind die Namen der darin jeweils agierenden Personen, wobei ein jedes den Fokus auf eine von ihnen legt. Diese Herangehensweise ist sehr intelligent, so erlaubt sie nicht nur einen tiefen Einblick in die Handlung der Akteure, sowohl im einzelnen als auch in ihrer Interaktion miteinander, sondern legt auch besonderen Fokus auf und lässt genügend Raum für deren individuelle Charaktermerkmale, tiefe Einblicke in ihre Psyche und Moralvorstellungen, sowie Handlungsmotive. Besonders letztere sind dabei bei dem einen oder anderen fragwürdig... 

Der Autor beweist hierbei die Fähigkeit, in kürzester Zeit nicht nur Interesse an den Figuren zu schaffen, sondern diese auch zum Leben zu erwecken und dabei - zumindest bei mir- ganz schnell klare Sympathie und noch stärkere Antipathien aufkommen zu lassen. So bleiben gerade die Charaktere bei kurzen Büchern doch eher blass, hier hat es allerdings teils nur zwei bis drei Seiten gedauert, bis mir eine Person greifbar wurde und ich begann mir mein Urteil über sie zu fällen. "Schrullig" und "eigen" sind dabei noch milde Begriffe um einige von ihnen zu beschreiben. 

Einziges Manko an Kapitellänge und Fülle an Charakteren ist hierbei, dass ich zu Beginn ein wenig Zeit gebraucht habe, um im Kopf zu ordnen, wer denn nun noch einmal wer ist. Durch die starke Ausarbeitung der so verschiedenen Persönlichkeiten, fiel dies im Lesefluss dann allerdings immer leichter und die Dynamik, die die schnellen Perspektivwechsel zu schaffen vermag sorgte für mehr Lesespaß als dass die anfängliche Verwirrung ihn trüben könnte. 

Die Entwicklung des Plots an sich erstreckt sich durchweg ein wenig anders als erwartet, so lässt sich durch den Klappentext womöglich leicht auf die allseits bekannte und spätestens seit "The Walking Dead" geliebte Zombiethematik gemischt mit einem Hauch Intrigen schließen, jedoch fühlte sich das Zombiethema letztlich eher wie ein raffinierter Beigeschmack zu den bereits vor der Apokalypse bestehenden Tücken des Alltags der Kleinstadtbewohner an. Spannend bleibt das Geschehen dabei durchweg und nimmt gerade gegen Ende so richtig fahrt auf- eben dieses empfand ich als besonders gelungen. Es kam dann nur ein wenig schnell und ich hätte mir doch noch einige zusätzliche Seiten gewünscht, vielleicht ist es aber genau diese Abruptheit, die das ganze so bedeutsam werden lässt. 

Letztlich habe ich mich rundum gut unterhalten gefühlt. Erwartet man einen klassischen Krimi oder eine typische Zombiestory, so wird man im Laufe der Geschichte eines besseren belehrt - und das hat mir verdammt gut gefallen.

Erwartet man einen klassischen Krimi oder eine typische Zombiestory, so wird man im Laufe der Geschichte eines besseren belehrt - und das hat mir verdammt gut gefallen.

Um mehr über den Inhalt und die ein oder andere Überraschung zu erfahren, muss nun allerdings selbst gelesen werden ;) 

 

Fazit:

Ein Buch, das mich mit seiner Vielschichtigkeit sehr überrascht hat. Vielleicht keine Leseempfehlung für Oma, die mal wieder einer gemütlichen Ermittlung folgen und miträtseln möchte, jedoch sicherlich ein knackiger Happen für zwischendurch für einen jeden Krimifan, der mal Lust auf frischen Wind und eine Truppe derber Charaktere hat und dabei auf bitterbösen Humor nicht verzichten möchte. Ich vergebe abschließend 4/5 Sterne. 

 

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